Kanal-Hygiene: Was gehört ins Abwasser und was nicht?
Q&A der Servicebetriebe Neuwied
Unsere Kläranlagen erbringen zwar täglich Höchstleistungen bei der Reinigung des Abwassers, aber jede zusätzliche Belastung durch Fremdstoffe erhöht den technischen und finanziellen Aufwand erheblich. Unser Grundprinzip ist daher einfach: Vermeiden statt aufwändig entfernen. Je weniger Schadstoffe ins Abwasser gelangen, desto effizienter arbeiten unsere Anlagen und desto stabiler bleiben Ihre Gebühren.
In die Kanalisation gehören nur drei Dinge: Körperausscheidungen, Toilettenpapier und Wasser aus der Körperpflege und dem Haushalt. Das umfasst das Wasser aus Dusche, Badewanne, Waschbecken sowie aus Wasch- und Spülmaschine. Alles andere hat im Abwasser nichts verloren – auch wenn es noch so praktisch erscheinen mag.
Unsere Kläranlagen-Profis, die den Kanal regelmäßig von Unrat befreien müssen, kennen sich aus. Außerdem ist die Gesetzeslage eindeutig: Sowohl das Wasserhaushaltsgesetz als auch das Kreislaufwirtschaftsgesetz verbieten die Entsorgung von Abfällen über das Abwassersystem. Die Toilette oder das Waschbecken als Müllschlucker zu nutzen, verstößt gegen geltendes Recht – unabhängig davon, wie klein oder vermeintlich harmlos der Abfall erscheinen mag.
Die Liste der Gegenstände, die wir regelmäßig aus den Abwasseranlagen fischen müssen, ist erstaunlich lang: Von Hygieneprodukten wie Tampons und Windeln über Haare, Katzenstreu und Zigarettenstummel bis hin zu Textilien wie Putzlappen und Unterwäsche. All diese Dinge können Rohre verstopfen und Pumpen blockieren. Das verursacht erhebliche Betriebskosten bei der Abwasserreinigung. Am häufigsten müssen die Servicebetriebe Verstopfungen durch Feuchttücher entfernen.
Feuchttücher sind ein Hauptverursacher von Verstopfungen im Kanalnetz. Anders als normales Toilettenpapier lösen sie sich nicht auf, sondern verklumpen und können so Pumpen blockieren und Rohre verstopfen. Selbst wenn auf der Verpackung "spülbar" oder "biologisch abbaubar" steht, sind die Tücher für unsere Kanalisation ein Problem. Sie gehören ausnahmslos in den Restmüll – auch die sogenannten "flushable" Varianten. Das wissen viele gar nicht. Also: Bitte weitersagen!
Ein weitverbreiteter Irrglaube ist, dass alles, was flüssig ist, bedenkenlos über den Abfluss entsorgt werden kann. Doch gerade Farbreste, Lösungsmittel, Pinselreiniger und ähnliche Chemikalien sind besonders schädlich für das Abwassersystem. Sie können nicht nur die Biologie der Kläranlage stören, sondern im schlimmsten Fall sogar explosive Gasmischungen in der Kanalisation bilden. Solche Stoffe gehören zum Schadstoffmobil, das mittwochs und samstags am Wertstoffhof steht.
Für Medikamente gibt es verschiedene Entsorgungswege, aber eines ist sicher: Sie gehören niemals ins Abwasser! Die einfachste Methode ist die Entsorgung über den Restmüll, gut verpackt in einer verschlossenen Tüte. Besser noch: In der Apotheke oder beim Schadstoffmobil abgeben. Die vermeintlich umweltfreundliche Entsorgung über die Toilette ist tatsächlich der schlechteste Weg.
Obwohl moderne Kläranlagen viele dieser Stoffe zurückhalten können, gelangen einige dennoch in Bäche und Flüsse. Dort können sie aquatische Ökosysteme beeinträchtigen und letztlich auch in unsere Trinkwasserressourcen eindringen. Alte Medikamente sollten darum niemals über die Toilette entsorgt werden.
Wenn Sie Bratfett oder Speiseöl über den Abfluss entsorgen, beginnt in der Kanalisation ein problematischer Prozess: Die Fette kühlen ab, werden fest und setzen sich an den Rohrwänden ab. Dort wirken sie wie Klebstoff und ziehen weitere übelriechende Ablagerungen an. Mit der Zeit entstehen regelrechte "Fettberge", die Rohre verstopfen und nur mit speziellem Gerät und hohem Kostenaufwand entfernt werden können. Das gilt sogar für flüssiges Fett wie Raps- und Sonnenblumenöl. Besonders teuer wird es für Mieter und Eigentümer, wenn die Verstopfung im hauseigenen Abwasserrohr entsteht. Dann sind nicht die Servicebetriebe, sondern der Eigentümer oder Verursacher für die Beseitigung zuständig. Das gilt bis zur Grundstücksgrenze.
Speiseöle und -fette sollten Sie abkühlen lassen und dann in verschließbaren Behältern (z.B. leere Einwegverpackungen) sammeln. Diese können Sie anschließend verschlossen im Restmüll entsorgen. Auch das Schadstoffmobil nimmt altes Frittierfett entgegen. Für größere Mengen, etwa bei Gastronomiebetrieben, gibt es spezielle Sammelsysteme.
Zwei Hinweise vorweg:
1. Setzen Sie auf umweltfreundliche Reinigungsmittel und vermeiden Sie starke Chemikalien im Putzwasser;
2. Vermischen Sie niemals unterschiedliche Reinigungsmittel! Dabei können entzündliche, explosive und giftige Gase entstehen.
Putzwasser ohne aggressive Reinigungsmittel kann über die Toilette oder das Ausgussbecken entsorgt werden. So gelangt es in die Schmutzwasserleitung und wird in der Kläranlage behandelt. Keinesfalls sollten Sie es in Straßengullys kippen, denn diese führen oft direkt in Bäche oder Flüsse. Die Folgen reichen von verminderter Artenvielfalt bis hin zum kompletten Verschwinden bestimmter Tier- und Pflanzenarten. Als Trinkwasserressource sind unsere Gewässer besonders schützenswert.
Jeder Fremdstoff im Abwasser verursacht Mehrkosten: Verstopfte Rohre müssen gespült, Pumpen repariert und zusätzliche Reinigungsstufen betrieben werden. Diese Kosten werden über die Abwassergebühren auf alle Bürgerinnen und Bürger umgelegt. Mit korrekter Abfallentsorgung tragen Sie also direkt dazu bei, die Gebührenstabilität zu fördern – eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.
Wer dagegen zu Hause den Abfluss durch Feuchttücher oder Bratfett verstopft, darf sich über eine deftige Handwerkerrechnung nicht wundern.
Stellen Sie in jedem Bad und WC einen eigenen Abfalleimer auf! Diese einfache Maßnahme macht es deutlich leichter, den richtigen Weg zu wählen. Wenn ein Mülleimer griffbereit steht, sinkt die Versuchung erheblich, Abfälle in der Toilette zu entsorgen. Auch wenn Sie selbst keine Einweg-Hygieneprodukte verwenden, könnten Ihre Gäste verleitet sein, Damenbinden und Tampons in der Toilette zu entsorgen, wenn kein Eimer bereitsteht. Eine kleine Anschaffung mit großer Wirkung für den Schutz unserer Abwasserinfrastruktur und Ihrer Hausinstallation.